Wichtelburg Kempten – kreative Angebote trotz geschlossener Türen

Yvonne Triebl hat im Raum Kempten innerhalb weniger Jahre die Großtagespflegestellen „Die Wichtelburgen“ aufgebaut. Ihre Einrichtungen leisten für Stadt und Umgebung einen wichtigen Beitrag in der Kleinkindbetreuung und sind wie alle anderen Einrichtungen auch von der derzeitigen Schließungen betroffen.

obacht hat mit Yvonne Triebl über die aktuelle Situation gesprochen.

Wie groß ist die Wichtelburg mittlerweile, so sind Ihre Standorte, wieviele Kinder haben Sie?

Wir haben inzwischen fünf Niederlassungen, vier in Kempten und eine in Durach. Insgesamt werden von uns derzeit 51 Kinder betreut.

Ihre MitarbeiterInnen sind Tagesmütter und Erzieherinnen? Bekommen sie weiterhin Geld, zahlen die Eltern momentan? Bekommen Sie als Betreiber/Inhaber Geldleistungen?

Ja, bei uns arbeiten Tagesmütter und Erzieherinnen.
Die staatlichen Förderungen an uns als Träger, zur Deckung der Betriebskosten laufen derzeit unverändert weiter.
Die Pflegegelder an die Betreuerinnen laufen derzeit ebenfalls weiter – sofern die Notbetreuung für berechtigte Eltern angeboten und sichergestellt wird.

Die Eltern müssen die Elternbeiträge nach Anordnung von Herrn Söder für die nächsten drei Monate nicht bezahlen.

Wo sehen Sie für die Wichtelburgen momentan das größte Problem?

Die „Entfremdung“ unserer Wichtel. Wir begleiten unser Kinder bis zum Eintritt in den Kindergarten, d.h. wir kümmern uns um die Kleinsten.
Bei 1-3jährigen Kindern ist jedoch auch die Entfremdung viel schneller passiert, als bei etwas größeren Kindern. Wir merken schon nach einem zweiwöchigen Urlaub, dass der Start für die Wichtel schwierig ist. Unsere größte Sorge ist daher die, wie wir weiterhin mit unseren Wichteln in Kontakt bleiben können, damit sie uns nicht vergessen.

Wie geht es den Familien und Kindern? Können die Eltern die Kinderbetreuung zur Zeit alleine stemmen, müssen sie Urlaub nehmen, bezahlt/unbezahlt? Wissen Sie, wie Ihre Wichtelburg-Familien gerade über die Runden kommen?

Wir sind mit vielen Familien in engem Kontakt, da wir gleich zum Beginn des Betretungsverbotes eine „Interaktive Wichtelburg“ ins Leben gerufen haben.
Von vielen Familien wissen wir, dass sie glücklicherweise die Möglichkeit haben im Homeoffice zu arbeiten oder sich „abzuwechseln“ und die Jobs relativ sicher sind.
Leider gibt es bei uns aber auch einige Selbständige, denen gerade das Einkommen wegbricht. Einige Eltern arbeiten im medizinischen Bereich oder der Pflege und können daher von Anfang an unsere Notbetreuung in Anspruch nehmen.

Viele Familien haben einen eigenen Garten oder zumindest eine große Wohnung. Einige aber nicht mal einen Balkon. Wir sind sicher, dass jede Wichtelburg-Familie diese schwierige Zeit gut überstehen wird und es sogar einige positive Aspekte geben kann, die wir den Eltern gern mit auf den Weg geben möchten:
Einfach mal in den Tag hineinleben ohne auf die Uhr zu sehen, den Kindern viel Freiraum zum Spielen und Experimentieren geben können, den sonst sehr durchgetakteten Alltag etwas entschleunigen. Diese Zeit kann für Kinder auch ein ganz wertvolles Geschenk sein!

Denken Sie, dass jüngere Kinder nach einer so langen Pause wieder eine Eingewöhnung brauchen?

Ja, auf jeden Fall. Wir denken jetzt bereits über ein Konzept nach, wie wir nach Öffnung wieder schrittweise zu einer regulären Betreuung kommen können.

Wie bleiben Sie mit Ihren Wichteln in Kontakt?

Seit Beginn des Betretungsverbotes haben wir eine Interaktive Wichtelburg ins Leben gerufen. Neben einem geschützten Bereich auf unserer Website für alle Eltern mit Bastelvorlagen, interessanten Links und „Bonusmaterial“ drehen unsere Betreuerinnen kleine Video-Clips von Fingerspielen, Liedern, Geschichten und Bastelideen aus der Wichtelburg und versenden diese an unsere Eltern. So sehen die Kinder mindestens einmal wöchentlich Ihre Bezugsbetreuerinnen per Video und behalten die Wichtelburg (hoffentlich) ein bisschen mehr in Erinnerung.  

Screenshot eines Wichtelburg-Videos

Außerdem haben wir, finanziert durch unseren Förderverein Wichtelburg e.V. und in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Pröpster in Kempten Buchpakete an alle Wichtel verteilt (natürlich kontaktlos). Und auch der Wichtelburg-Osterhase ist zu den Kindern nach Hause „gehoppelt“ um dort (natürlich auch kontaktlos) die kleinen Osterpäckchen zu verteilen.

Bücherverteilaktion Wichtelburg Kempten

www.die-wichtelburg.de/

Manuela Subba von obacht per Email mit Wichtelburg-Gründerin Yvonne Triebl

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